DAX-Optionsscheine – So funktionieren sie

Die meisten Deutschen haben zumindest schon einmal vom DAX gehört – unabhängig davon, ob sie selbst an der Börse investieren oder nicht. Weniger bekannt ist, dass Anleger auch mit DAX-Optionsscheinen auf den Index setzen können. Wie diese funktionieren und für wen sie sich eignen, erfahren Sie hier.
1. Der DAX als Leitindex
Als wichtigstes Börsenbarometer Deutschlands fungiert der DAX häufig als Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung. Er umfasst die 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands und gilt als Spiegelbild der deutschen Wirtschaft.
Da der DAX mitunter als Orientierung für Anlageentscheidungen dient, ist die auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit entsprechend hoch. Nicht nur im Inland, auch auf internationaler Ebene genießt der Index eine große Bedeutung.
2. Warum der DAX als Basiswert so beliebt ist
Aufgrund seines Stellenwerts ist der DAX ein besonders attraktiver Basiswert für strukturierte Produkte wie Optionsscheine. Ursächlich dafür sind mehrere Gründe, darunter etwa:
Hohe Liquidität: Als Leitindex wird der DAX laufend gehandelt. Das sorgt für enge Spreads und geringe Transaktionskosten, was insbesondere bei kurzfristig orientierten Strategien wichtig ist.
Bewegungen: Der DAX reagiert auf makroökonomische Nachrichten, Unternehmensdaten oder geopolitische Entwicklungen. Diese Volatilität bietet Chancen für Anleger, die mit Derivaten gezielt auf steigende oder fallende Kurse setzen wollen.
Einfache Nachvollziehbarkeit: Viele Privatanleger sind mit den enthaltenen Unternehmen vertraut – von Siemens bis SAP. Das erleichtert die Einschätzung der Marktlage und hilft, Anlageentscheidungen besser einzuordnen.
Breite Produktpalette: Aufgrund der hohen Nachfrage bieten nahezu alle Emittenten eine Vielzahl von Optionsscheinen auf den DAX an – mit unterschiedlichen Laufzeiten, Basispreisen und Hebeln. Damit lässt sich für nahezu jede Markterwartung ein passendes Produkt finden.
3. Was Optionsscheine aus dem DAX machen
3.1 Erklärung zu Optionsscheinen
Optionsscheine sind derivative Finanzinstrumente, die ihren Inhabern das Recht verleihen, einen bestimmten Basiswert wie den DAX zu einem festgelegten Preis (Basispreis) und innerhalb einer bestimmten Frist zu kaufen (Call-Optionsschein) oder zu verkaufen (Put-Optionsschein).
Zu bedenken ist, dass der Inhaber nicht die Pflicht, sondern vielmehr die Wahlmöglichkeit hat, sein Recht aus dem Optionsschein auszuüben. In der Praxis werden die meisten Optionsscheine nicht eingelöst. Stattdessen sollen mit einem Verkauf vor dem Ablauf die Kursveränderungen zu den eigenen Gunsten genutzt werden.
3.2 Unterschied zu klassischen Aktien-Investments und ETFs
Verglichen mit Direktinvestments in Aktien oder breit gestreuten ETFs weisen Optionsscheine einige Spezifika auf.
- Durch die Anlage in eine DAX Aktie werden Sie Miteigentümer eines Unternehmens mit allen einhergehenden Rechten und Pflichten. Mit Optionsscheinen erwerben Sie dagegen ein reines Finanzkonstrukt, das Ihnen nur die Wette auf Kursveränderungen ermöglicht.
- Aktien oder ETFs haben kein Ablaufdatum. Theoretisch können Sie sie nach einem Kauf unendlich lange halten. Optionsscheine sind zeitlich begrenzt. Sobald ihre Laufzeit abgelaufen ist, verfallen sie.
- Der nachher noch näher erläuterte Hebel bei Optionsscheinen ermöglicht potenziell deutlich höhere Renditen als bei klassischen Anlagen. Im Umkehrschluss besteht aber auch das erhebliche Risiko eines Totalverlustes, falls sich der Markt anders als erwartet entwickelt.
- Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis einer Aktie. Die Preisbildung von Optionsscheinen ist demgegenüber komplexer, weil mehr Faktoren eine Rolle spielen. Dazu zählen beispielsweise die Volatilität, die Restlaufzeit oder der Basispreis.
4. DAX Optionsscheine in der Praxis
Viele Anleger fokussieren sich primär auf klassische Anlageformen wie Aktien oder ETFs und kommen daher mit Optionsscheinen kaum in Berührung. Doch wann kommen diese Instrumente überhaupt zum Einsatz – und warum?
Zunächst gilt es, zwischen zwei grundlegenden Typen von DAX-Optionsscheinen zu unterscheiden: Call- und Put-Optionsscheine. Die Wahl hängt davon ab, in welche Richtung der Anleger die zukünftige Entwicklung des DAX einschätzt.
Ein Call-Optionsschein spiegelt eine optimistische Markterwartung wider: Er setzt auf steigende Kurse und wird daher auch als Kaufoptionsschein bezeichnet. Steigt der DAX in Richtung des Basispreises oder darüber hinaus, gewinnt der Call an Wert – und mit zunehmenden Kurssteigerungen verstärkt sich der sogenannte Hebeleffekt.
Ein Put-Optionsschein hingegen kommt bei fallenden Kursen zum Einsatz. Er dient als Verkaufsoptionsschein und profitiert davon, wenn der DAX unter den vereinbarten Basispreis fällt.
Unabhängig davon, ob man sich für einen Call oder Put entscheidet: Beide Varianten ermöglichen es dem Anleger, an der Kursentwicklung des DAX zu partizipieren – ohne direkt in den Index oder einzelne DAX-Titel investieren zu müssen.

4.1 Beispiel Call-Optionsscheine auf den DAX
Die Konjunkturdaten für die deutsche Volkswirtschaft fallen besser aus als im Vorfeld angenommen. Als Reaktion darauf spekuliert Anleger A auf einen steigenden DAX in den kommenden Wochen. Damit er an der erwarteten Rallye bestmöglich teilhaben kann, erwirbt er einen Call-Optionsschein auf den DAX, der folgende Eigenschaften auf sich vereint.
DAX-Stand beim Kauf: 10.000 Punkte
Basispreis: 9.500 Punkte
Bezugsverhältnis: 100:1 (0,01 - 100 Optionsscheine gleichen einem DAX-Kontrakt)
Preis des Optionsscheins: 5 Euro
Tatsächlich tritt ein, was Anleger A insgeheim gehofft hatte: Der DAX nimmt Fahrt auf und klettert auf 10.500 Punkte. Sein Call-Optionsschein liegt nun 1.000 Punkte im Geld (10.500 - 9.500). Auf dieser Grundlage errechnen sich folgende Kennzahlen.
Innerer Wert: 1.000 Punkte x 0,01 = 10 Euro
Gewinn pro Optionsschein: 10 Euro - 5 Euro = 5 Euro (Innerer Wert aktuell - Preis des Optionsscheins = Gewinn)
Prozentuale Veränderung: 100 % (Differenz / Kaufpreis)
Hier macht sich die Hebelwirkung besonders bemerkbar. Während der DAX um 5 % zulegt, verändert sich der Wert des Optionsscheins deutlich stärker.
Die Berechnungen in diesem Beispiel dienen lediglich der Veranschaulichung und sind vereinfacht dargestellt. Faktoren wie Zeitwert, Volatilität oder Marktpreisabweichungen bleiben unberücksichtigt.
Beachten Sie außerdem: Sollte sich der DAX nicht in die erwartete Richtung entwickeln, kann der Optionsschein wertlos verfallen – ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich.

4.2 Beispiel Put-Optionsscheine auf den DAX
Das eben dargestellte Szenario lässt sich gewissermaßen auch in die andere Richtung formulieren. Stagniert beispielsweise Deutschlands Wirtschaft ( – entgegen vorheriger, anderslautender Prognosen –), dürfte dies einen negativen Effekt auf die Entwicklung des DAX haben. Auch Anleger A geht davon aus, dass der Index zunächst nachgeben wird und deckt sich mit einem entsprechenden Put-Optionsschein ein. Dieser weist untenstehende Charakteristika auf.
DAX-Stand beim Kauf: 10.000 Punkte
Basispreis: 10.200 Punkte
Bezugsverhältnis: 100:1 (0,01 - 100 Optionsscheine gleichen einem DAX-Kontrakt)
Preis des Optionsscheins: 2,00 Euro
Schon kurz nach dem Erwerb des Put Optionsscheins macht der DAX eine Kehrtwende von seiner bisherigen Aufwärtsbewegung und fällt auf 9.800 Punkte. Der Put von Anleger A liegt jetzt mit 400 Punkten im Geld (10.200 - 9.800). Somit lassen sich folgende Kennzahlen bestimmen.
Innerer Wert: 400 Punkte x 0,01 = 4,00 Euro
Gewinn pro Optionsschein: 4,00 Euro - 2,00 Euro = 2,00 Euro
Prozentuale Veränderung: 100 % (Differenz / Kaufpreis)
Anleger A hat sich in diesem Beispiel korrekt positioniert – obwohl der DAX lediglich um 2 % gefallen ist, ergibt sich aus Sicht des Optionsscheins eine deutlich stärkere prozentuale Preisveränderung.
5. Typische Anwendungsfälle
Optionsscheine werden von Tradern in diversen Marktszenarien herangezogen. Besonders verbreitet ist ihr Einsatz jedoch in den folgenden beiden Situationen.
Spekulation auf eine kurzfristige Erholung: Ist der DAX auf Talfahrt, erwarten viele Marktteilnehmer eine technische Gegenbewegung. Mithilfe eines Call-Optionsscheins auf den DAX lässt sich dieser potenzielle Rebound ausnutzen und dank des Hebeleffekts gleich in doppelter Hinsicht profitieren. Dann kann bereits ein objektiv kleiner Anstieg im Index zu einer spürbaren Wertveränderung im Optionsschein führen.
Absicherung eines bestehenden Depots: Anleger, die bereits in einzelne DAX Aktien oder einschlägige ETFs investiert sind, können einen Teil ihrer Portfolios über Put-Optionsscheine absichern. Dies erklärt sich daraus, dass der Put bei fallenden Kursen an Wert gewinnt und damit mögliche Verluste im Depot abfedert. Vor allem in unruhigen Marktphasen (hohe Volatilität) bietet sich diese als Hedging bekannte Strategie an.
Behalten Sie trotzdem stets im Hinterkopf, dass Optionsscheine kein Allzweck-Instrument sind. Sie verlangen eine klare Vorstellung vom Kursverlauf und dessen zeitlicher Dimension. Nur wenn Sie die Optionsscheine mit Bedacht in Ihre Strategie integrieren, können Sie Marktbewegungen effizient nutzen.
6. Was Einsteiger über die Kursbildung wissen sollten
Die Kursentwicklung eines Optionsscheins ist komplexer als es auf den ersten Blick scheint. Sie folgt nicht automatisch den Bewegungen des DAX, sondern ergibt sich aus dem Zusammenspiel mehrerer Einflussfaktoren. Wer die Preisbildung verstehen will, sollte vor allem drei zentrale Größen im Blick haben:
- Basispreis: Er bestimmt, ab welchem DAX-Stand der Optionsschein im Geld liegt und damit einen inneren Wert aufweist. Beispielsweise hat ein Call-Optionsschein mit einem Basispreis unterhalb des aktuellen DAX-Standes einen Wert, weil der Inhaber das Recht hat, den Index (theoretisch) günstiger zu erwerben. Umgekehrt ist ein Put-Optionsschein dann im Geld, wenn der Basispreis oberhalb des gegenwärtigen DAX-Standes liegt.
- Laufzeit: Je mehr Zeit bis zum Verfallsdatum bleibt, desto höher ist der Wert des Optionsscheins. Immerhin hat der DAX bei einer langen Restlaufzeit noch genügend Spielraum, sich in die beabsichtigte Richtung zu bewegen. Mit jedem vergangenen Tag nimmt dieser Wert allerdings ab. Man bezeichnet diesen Vorgang im Fachjargon auch als Zeitwertverlust.
- Volatilität: Mit steigender Volatilität nimmt auch der Wert eines Optionsscheins zu. Das gilt unabhängig davon, ob sich der DAX gerade nach oben oder unten bewegt. Der Grund dafür ist darin zu sehen, dass schwankungsreiche Märkte grundsätzlich mehr Chancen bieten, das anvisierte Kursziel zu erreichen.
Die genannten Faktoren wirken im Zusammenspiel, sind also nicht isoliert zu betrachten. Sie erklären, warum sich der Preis eines Optionsscheins nicht immer exakt parallel zum DAX-Kurs entwickelt. Für Einsteiger kann diese Tatsache anfangs ungewohnt erscheinen. Mit etwas Erfahrung lässt sich aber auch das gut einordnen.
6.1 Chancen und Risiken der Hebelwirkung
Die Hebelwirkung ist ein zentrales Merkmal von Optionsscheinen. Der Hebel beschreibt das Verhältnis zwischen der prozentualen Kursveränderung des Optionsscheins und der Bewegung des zugrunde liegenden Basiswerts, in diesem Fall des DAX.
Steigt der DAX beispielsweise um 1 % und der Optionsschein gewinnt gleichzeitig 5 % an Wert, ergibt sich daraus ein Hebel von 5. Wichtig ist: Der Hebel wirkt in beide Richtungen. Fällt der DAX um 1 %, verliert der Optionsschein ebenfalls rund 5 % an Wert. |
Dank des Hebels lassen sich mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz überdurchschnittliche Renditen erzielen. Gleichzeitig steigt jedoch auch das Risiko überproportional. Um Verluste zu begrenzen, ist ein durchdachtes Risikomanagement unerlässlich – etwa durch den Einsatz von Stop-Loss-Marken oder klar definierten Positionsgrößen.
6.2 Sonstige Besonderheiten bei DAX Optionsscheinen
Bevor Sie sich für einen DAX-Optionsschein entscheiden, sollten Sie sich mit dessen spezifischen Eigenschaften vertraut machen. Im Folgenden erläutern wir vier weitere Aspekte, deren Verständnis für Anleger besonders wichtig ist:
- Bezugsverhältnis:
Das Bezugsverhältnis gibt an, wie viele Optionsscheine erforderlich sind, um eine Einheit des Basiswerts abzubilden. Bei DAX Optionsscheinen ist ein Bezugsverhältnis von 0,01 üblich – das bedeutet: Sie benötigen 100 Optionsscheine, um den DAX einmal vollständig abzudecken. - Delta:
Wie sensibel reagiert der Optionsschein auf Veränderungen im DAX? Diese Frage beantwortet das sogenannte Delta. Ein Delta von 0,5 bedeutet beispielsweise, dass der Preis des Optionsscheins bei einem Anstieg des DAX um einen Punkt voraussichtlich um 50 Cent steigt (bei einem Bezugsverhältnis von 1:1). Merken Sie sich: Bei Call-Optionsscheinen liegt das Delta zwischen 0 und 1, bei Puts zwischen 0 und –1. - Innerer Wert versus Zeitwert:
Der innere Wert eines Optionsscheins entspricht dem Betrag, den der Inhaber bei sofortiger Ausübung erhalten würde. Der Zeitwert hingegen spiegelt die verbleibende Laufzeit und die erwarteten Kursbewegungen wider – er sinkt mit zunehmender Nähe zum Verfallsdatum.
Reaktionen auf marktbewegende Ereignisse:
Veröffentlichungen wie Inflationsdaten oder Entscheidungen von Notenbanken können die implizite Volatilität sprunghaft verändern. Das beeinflusst den Preis des Optionsscheins direkt – unabhängig davon, ob sich der DAX selbst bewegt oder nicht.
7. Wichtige Hinweise vor dem Einstieg
DAX-Optionsscheine sind ein spannendes, aber anspruchsvolles Finanzinstrument. Ihr Einsatz erfordert ein hohes Maß an Markterfahrung – insbesondere, um typische Anfängerfehler zu vermeiden.
Viele Einsteiger unterschätzen die Dynamik von Optionsscheinen. Kurzfristiges Denken kann hier schnell teuer werden: Wer etwa einen Call-Optionsschein lediglich in der Hoffnung kauft, dass der DAX bald steigen wird, geht ein hohes Risiko ein. Bleibt der erwartete Impuls aus, verliert der Schein allein durch den Zeitwertverfall zügig an Wert.
Auch der Einstiegszeitpunkt spielt eine entscheidende Rolle. Nach einem kräftigen DAX-Anstieg erscheint ein Call-Optionsschein oft besonders attraktiv, da er bei weiteren Kursgewinnen überproportional profitieren würde. Doch häufig ist in solchen Phasen bereits viel Optimismus im Kurs enthalten. Dem Markt hinterherzulaufen, ist daher selten eine gute Strategie.
Ebenso wichtig ist ein bewusster Umgang mit der Positionsgröße. Der günstige Preis eines einzelnen Optionsscheins kann dazu verleiten, höhere Beträge zu investieren als ursprünglich geplant. Dabei ist ein Totalverlust nie auszuschließen. Die Investitionshöhe sollte sich daher immer am persönlichen Risikobudget orientieren – nicht am scheinbar günstigen Einstiegskurs.
Richtig eingesetzt, bieten DAX-Optionsscheine jedoch die Möglichkeit, gezielt Marktmeinungen umzusetzen und mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz überdurchschnittliche Chancen zu nutzen. Wer bereit ist, sich mit den Besonderheiten dieses Instruments auseinanderzusetzen und diszipliniert vorgeht, kann es erfolgreich als Ergänzung im Depot einsetzen.
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