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Die häufigsten Fehler im Handel mit Hebelprodukten

Hebelprodukte sind Finanzinstrumente, die es ermöglichen, mit einem relativ geringen Kapitaleinsatz überproportional an der Kursentwicklung eines Basiswerts zu partizipieren. Durch den Hebel kann bereits eine kleine Marktbewegung zu erheblichen Gewinnen, aber auch zu großen Verlusten führen. Trotz des Potenzials zur Erzielung von Renditen, gibt es viele Fallstricke, die insbesondere für unerfahrene Anleger riskant sind.

Dieser Artikel beleuchtet die häufigsten Fehler beim Handel mit Hebelprodukten und gibt wertvolle Tipps, wie diese vermieden werden können. Hierzu haben wir mit Marcel Langer von J.P. Morgan in unserem Podcast „Börsentalk“ gesprochen.

1. Mangelndes Verständnis für das Risiko beim Handel mit Hebelprodukten

Der wohl gravierendste Fehler im Umgang mit Hebelprodukten besteht darin, das Risiko dieser Produkte zu unterschätzen. Wie im Podcast ausgeführt, besteht bei Hebelprodukten grundsätzlich das Risiko des Totalverlustes​. Viele Anleger konzentrieren sich auf die möglichen Gewinne, ohne das Verlustrisiko ausreichend zu berücksichtigen. Bereits geringe Schwankungen des Basiswertes können zu erheblichen Verlusten führen. Gerade bei extrem gehebelten Produkten besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das investierte Kapital vollständig verloren geht. Insofern sollte auch nur das Kapital verwendet werden, das frei verfügbar ist und nicht für den Lebensunterhalt verwendet wird.

Tipp: Bevor Sie in Hebelprodukte investieren, sollten Sie sich bewusst machen, dass Sie nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch Ihr gesamtes eingesetztes Kapital verlieren können. Ein umfassendes Risikomanagement ist unerlässlich.

2. Unzureichende Marktbeobachtung

Ein weiteres häufiges Problem besteht darin, Hebelprodukte „auf Autopilot“ laufen zu lassen. Diese Produkte eignen sich nicht für eine Buy-and-Hold-Strategie. Wie Marcel Langer im Podcast erklärt, sollten Anleger ihre Positionen ständig überwachen​. Schwankungen können in kurzer Zeit erhebliche Auswirkungen auf den Wert der Produkte haben, und ein Nichthandeln zur falschen Zeit, kann zu vermeidbaren Verlusten führen.

Tipp: Verfolgen Sie Ihre Positionen kontinuierlich und seien Sie bereit, bei Marktbewegungen schnell zu reagieren. Der Markt gibt keine zweite Chance, wenn ein Knockout-Ereignis eingetreten ist.

3. Unterschiede zwischen Handels- und Knockout-Zeiten

Die Handelszeiten des Basiswertes und die des Hebelprodukts sind oft nicht deckungsgleich, was zu Verwirrung führen kann. Im Podcast wird auf das Beispiel des DAX eingegangen, dessen offizielle Berechnung nur von 9:00 bis 17:30 Uhr erfolgt. Hebelprodukte auf den DAX hingegen können von 8:00 Uhr bis 22:00 Uhr gehandelt werden, was für manche Anleger zu Missverständnissen führt​. Ein Knockout-Ereignis außerhalb der regulären Handelszeiten des Basiswertes kann somit nicht stattfinden. Dieses wird erst bei Wiederaufnahme des Handels des Basiswertes ggf. nachgeholt – sofern das Knock-Out-Ereignis weiterhin Bestand hat.

Tipp: Achten Sie darauf, wann der Basiswert tatsächlich gehandelt wird und welche Zeiten für Knockout-Ereignisse relevant sind. Dies hilft, Überraschungen zu vermeiden und bietet die Möglichkeit, rechtzeitig zu handeln.

4. Stop-Loss-Orders bei Hebelprodukten: Falscher / Fehlender Einsatz

Stop-Loss-Orders können eine nützliche Methode sein, um mögliche Verluste bei Ordererteilung zu begrenzen. Doch viele Anleger setzen diese entweder gar nicht ein oder verwenden sie falsch. Ein häufiger Fehler besteht darin, zu enge Stop-Loss-Grenzen zu setzen, die dann aufgrund normaler Marktschwankungen ausgelöst werden. Bei zu niedrig gewählten Limiten bspw. kurz vor der Knock-Out-Schwelle kann es passieren, dass der gewünschte Stop-Kurs aufgrund des vorhandenen Aufgeldes im Produkt nie erreicht wird.

Zudem gibt es das Problem, dass bei extrem schnellen Kursbewegungen die Stop-Loss-Order nicht zum gewünschten Preis ausgeführt wird​, da mit dem Trigger des Stop-Kurses die Order zu einer Market-Order wird und anschließend zum nächsten Kurs ausgeführt wird.

Vorsicht ist auch bei der Verwendung von Stop-Buy-Orders geboten. Ein Minimum-Offer benachteiligt den investierten Kunden nicht, kann aber den gesetzten Stop-Preis unbeabsichtigt triggern und die Order zu einem deutlich höheren Preis ausführen.

Tipp: Verwenden Sie Stop-Loss-Orders gezielt und setzen Sie die Stop-Kurse mit Bedacht. Berücksichtigen Sie dabei, dass es keine Garantie gibt, dass der Verkaufsauftrag zum gewünschten Preis ausgeführt wird, insbesondere bei volatilen Märkten.

5. Komplexität von Hebelprodukten unterschätzen

Hebelprodukte sind oft komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Besonders bei Produkten wie Knockout-Zertifikaten oder Faktorzertifikaten ist die Preisbildung nicht immer leicht nachzuvollziehen. Insofern kann es hilfreich sein, sich mit sogenannten „Paper-Trading“-Strategien an den Markt heranzutasten, bevor echtes Kapital eingesetzt wird​.

Tipp: Informieren Sie sich gründlich über das jeweilige Hebelprodukt und machen Sie sich mit dessen Funktionsweise vertraut. Nutzen Sie Simulationen oder Demokonten, um erste Erfahrungen zu sammeln, bevor Sie reale Transaktionen durchführen. Bei Fragen zu Produkten steht Ihnen auch die jeweilige Hotline des Emittenten zur Verfügung.

6. Unzureichende Diversifikation

Viele Anleger setzen ausschließlich auf Hebelprodukte, um schnelle Gewinne zu erzielen, was ihr Portfolio extrem anfällig macht. Eine breite Diversifikation in verschiedene Anlageklassen kann helfen, das Gesamtrisiko zu senken. Hebelprodukte sollten nur einen kleinen Teil eines ausgewogenen Portfolios ausmachen.

Tipp: Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Kombinieren Sie Hebelprodukte mit konservativeren Anlagen als Depotabsicherung, um das Risiko zu streuen.

Fazit

Der Handel mit Hebelprodukten bietet Chancen, birgt jedoch auch erhebliche Risiken. Ein erfolgreiches Investment in diese Produkte setzt voraus, dass Anleger die damit verbundenen Risiken verstehen, sich kontinuierlich über den Markt informieren und ein sorgfältiges Risikomanagement betreiben. Fehler wie mangelnde Marktüberwachung, unzureichendes Verständnis für Handelszeiten und Risiken sowie eine unzureichende Diversifikation lassen sich durch fundierte Vorbereitung vermeiden. Nur wer sich der Komplexität dieser Produkte bewusst ist und entsprechende Vorkehrungen trifft, kann langfristig erfolgreich mit Hebelprodukten handeln.


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