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Krypto-Markt: Korrektur bietet auch Chancen

Am Kapitalmarkt herrscht derzeit alles andere als eine entspannte Stimmung. Kaum eine Asset-Klasse wird von der aktuellen Korrektur an den Märkten verschont. Besonders kräftig unter Druck gerieten zuletzt digitale Assets wie Bitcoin. Grund zur Panik besteht nun dennoch nicht, vielmehr sollten Anleger die langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten der Blockchain-Branche im Blick behalten. Denn nach wie vor sprechen Renditechancen und eine steigende Adoptions-Rate für Krypto-Assets.

Aktuelle Markteinschätzung von Michael B. Bußhaus, Gründer und Geschäftsführer von justTRADE
 

Die Börsenweisheit „Sell in May and go away“ hat sich wieder einmal bewahrheitet: Selten gab es einen so starken Abverkauf an den Finanzmärkten wie im vergangenen Monat. Anleger, die auf einen grünen Frühling an der Börse hofften, wurden herbe enttäuscht. Vor allem den Blockchain-Sektor traf es hart. Bitcoin, der seit seinem Allzeithoch von über 69.000 US-Dollar im vergangenen November ohnehin in eine Abkühlungsphase geraten war, verlor zuletzt nochmals an Fahrt. Von Jahresanfang bis Mitte Mai büßte der Krypto-Platzhirsch über 40 Prozent an Wert ein. Der Rest des Krypto-Marktes reihte sich ebenfalls in den allgemeinen Abverkauf ein: Big Player wie Ethereum (ETH), Cardano (ADA), Solana (SOL) mussten Abschläge von teils über 50 Prozent hinnehmen.

Belastungsprobe auch für traditionelle Finanzmärkte

Die Bitcoin-Korrektur ist bei weitem kein Einzelfall, sieht es an den klassischen Finanzmärkten doch nicht viel besser aus. So kommen US-Indizes wie der S&P 500 und der Dow Jones seit Jahresanfang auf ein Minus im zweistelligen Prozentbereich, wobei Tech-Aktien die größten Verluste hinnehmen mussten: Mitte Mai waren Schwergewichte wie Tesla rund 38 Prozent von ihrem Jahresanfangskurs entfernt, bekannte Werte wie Shopify (minus 75 Prozent) oder Nvidia (minus 41 Prozent) mussten noch mehr Federn lassen. Unter Druck gerieten die Kurse auch aufgrund der rasant steigenden Inflation und den damit einhergehenden Zinserhöhungen der US-Notenbank. Seit Jahresbeginn hat die Fed den Leitzins bereits zweimal angehoben, auf eine Spanne von aktuell 0,5 bis 1,0 Prozent. Der Krieg in der Ukraine, steigende Energiepreise, Lieferkettenprobleme und die strickte Lockdown-Politik in China kommen erschwerend hinzu. Wer Gründe für die Verunsicherung an den Finanzmärkten sucht, findet wahrlich reichlich Argumente.

Keine Frage, der Abverkauf – allen voran im Krypto-Sektor – sorgt bei vielen Anlegern für eine erhöhte Verunsicherung. Doch gerade jetzt sollten die langfristigen Entwicklungen des Marktes im Blick behalten werden. Vier Punkte zur Entwicklung des Krypto-Marktes, die Investoren auf dem Schirm haben sollten. 

Bitcoin könnte weiterhin Renditechancen bieten

1. Auch wenn der Blick ins eigene Portfolio erstmal schmerzt, massive Kursrutsche am Krypto-Markt sind keine Seltenheit. Historisch betrachtet hat Bitcoin Anlegern immer wieder stattliche Gewinne, aber auch tiefrote Zahlen beschert. Zwei Beispiele aus jüngster Zeit: Im März 2020 verlor die Kryptowährung zu Beginn der Corona-Pandemie etwa 50 Prozent an Wert, im Mai 2021 waren es gar 53 Prozent. Das hielt Bitcoin aber nicht davon ab, kurz darauf ein neues Allzeithoch anzusteuern. Halten – oder „hodlen“, wie es im Krypto-Jargon heißt – kann sich also bezahlt machen. Zumal langfristig betrachtet digitale Assets trotz ihrer Volatilität noch immer bessere risikobereinigte Renditechancen bieten als viele traditionelle Anlageklassen. Mit einer Sharpe-Ratio von rund 1,6 bot Bitcoin Mitte Mai nach wie vor ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Verhältnis. Zur Einordnung: Eine Sharpe Ratio >1 signalisiert eine überdurchschnittliche Renditechance des Assets im Verhältnis zum übernommenen Risiko. Andere Assets wie US-Aktien (1,47), Gold (1,3) und Anleihen (0,55) können Bitcoin hierbei nicht das Wasser reichen. Dennoch sind Kryptowerte deutlich risikoreicher als die vorangenannten Assets und Anleger sollten nur solche Beträge investieren, die für den täglichen Lebensunterhalt nicht benötigt werden. Ein Totalverlust ist möglich.

Blockchain steckt noch in den Kinderschuhen

2. Hinter Bitcoin & Co verbirgt sich mit der Blockchain eine innovative Technologie, die noch immer am Anfang ihrer Möglichkeiten steht. Ähnlich wie zu Beginn des Internets in den 80iger Jahren bietet auch die Blockchain ein starkes Transformationspotenzial für zahlreiche Wirtschaftsfelder. In den vergangenen Monaten haben immer mehr Big Player am Finanzmarkt deshalb in diesen Bereich investiert. Eines der Ziele: Eine stärkere Verknüpfung klassischer und dezentraler Finanzstrukturen. Der DeFi-Bereich zeigt, wie sich Finanzprodukte dezentral, kostengünstig und transparent umsetzen lassen. So können etwa Darlehen, Versicherungen, Anleihen und Verzinsungen über dezentrale Apps (DApps) verwaltet werden – und machen zentrale Anbieter wie Banken und Zahlungsdienstleister überflüssig. Auch an anderer Stelle entstehen Innovationen – zuletzt etwa Non-fungible Token (NFT). Mit NFTs macht sich der Krypto-Bereich daran, immer mehr wirtschaftliche Anwendungsfelder auf die Blockchain zu holen. So schreitet etwa die Tokenisierung jeglicher Sachwerte stetig voran. Güter, die sich nur schwer liquidieren lassen, wie etwa Kunst, Immobilien aber auch Immaterielles, wie beispielsweise Lizenzforderungen von Musikern, lassen sich als NFT repräsentieren, auf der Blockchain technisch fälschungssicher speichern und handeln. 


Korrektur könnte Kryptos eine Frischzellenkur verschaffen

3. Digitale Assets bilden keine Ausnahme zu anderen Anlageklassen: Heftige Marktkorrekturen – wie sie der Krypto-Sektor schon häufiger erlebt hat – sind teilweise notwendig, um den Markt neu zu bewerten. Kommt es zum Crash, werden die Fundamentaldaten der Branche verstärkt unter die Lupe genommen. Liquidität fließt dann vor allem in Krypto-Projekte mit stabilen und vielversprechenden Geschäftsmodellen. Schaut man sich die Bewegung der Top 100 Krypto-Assets der vergangenen Jahre an, stellt man fest, dass es nach Marktkorrekturen immer wieder zu einer Rotation der Marktpositionen kommt. Protokolle mit hoher Marktkapitalisierung treten in den Hintergrund und machen kleineren innovativeren Projekten den Weg frei. Ein Beispiel: Während 2017 noch Projekte wie Dash, NEM oder auch der Bitcoin-Fork Bitcoin Gold die Top Ten der beliebtesten Kryptowährungen stellten, war ein Jahr später keiner der Token mehr in der Rangliste zu finden. Stattdessen hatten sie anderen Blockchain-Projekten Platz gemacht. Diese Frischzellenkur kann den Markt langfristig stärken.

Millennials: Die Erben von morgen könnten Krypto-Markt beflügeln

4. Kaum eine andere Generation beschäftigt sich so stark mit digitalen Assets wie die junge Generation der Millennials. Mehr als 50 Prozent der Menschen, die im Bitcoin-Bereich unterwegs sind, gehören laut Analyseplattform „Coin Dance“ zu der so genannten Generation Y, also zur Altersgruppe der Mitte 20- bis Anfang 40-Jährigen. Kein Wunder: Schließlich sind viele Millennials sogenannte „digital natives“ – also Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind und deshalb eine hohe Affinität zu neuen Technologien haben. Für langfristige Anleger eröffnet die Krypto-Affinität der jüngeren Generation Chancen. Denn auf Millennials wartet eine finanziell rosige Zukunft: Nach jüngsten Schätzungen wird die junge Generation Europas in den 2020er Jahren 2,6 Billionen Euro erben. Bleiben Bitcoin & Co weiterhin so beliebt, dürften insbesondere digitale Assets von diesem Transfer profitieren, der demographische Wandel könnte so für langfristigen Rückenwind bei Kryptos sorgen. 

Dies bedeutet nun aber nicht, dass Anleger bedenkenlos Krypto-Werte kaufen sollten. Wie bei allen Investitionen sollten Anleger nur zugreifen, wenn sie sich vorab umfangreich über den jeweiligen Krypto-Wert informieren und genau wissen, in was und in welcher Höhe sie investieren. 
 

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