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Krypto-Assets: Krise trennt die Spreu vom Weizen

Der gesamte Krypto-Markt geriet in jüngster Vergangenheit kräftig unter Druck. Durch die Bank weg büßten nahezu alle digitalen Assets an Wert ein. Vor allem die hohen Inflationsraten, steigende Leitzinsen und damit einhergehenden Konjunktursorgen machen dem Sektor zu schaffen. Erschwerend hinzu kommen auch noch hausgemachte Probleme. Doch bei aller Sorge sind Kryptos weit davon entfernt, als tot erklärt zu werden. Schließlich wird hinter den Kulissen kontinuierlich an technologischen Innovationen gearbeitet – ganz gleich, ob sich der Sektor in einem Bären- oder Bullenmarkt befindet.

Aktuelle Markteinschätzung von Michael B. Bußhaus, Gründer und Geschäftsführer von justTRADE

Der Krypto-Markt durchlebt derzeit eine seiner schwersten Phasen: Betrug die Marktkapitalisierung des Sektors zur Hochphase im November 2021 noch knapp 3 Billionen US-Dollar, fiel der Marktwert zwischenzeitlich auf unter 800 Milliarden US-Dollar. Zwar sind Bärenmärkte und Volatilität keine Fremdwörter für Kryptos, doch selten haben Bitcoin & Co einen solchen heftigen Abverkauf erlebt. Die Gründe für den Crash sind vielseitig und reichen von makroökonomischen Gründen bis hin zu hausgemachten Problemen des Sektors.

 

Inflation macht Krypto zu schaffen

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie wurden durch enorme Geldsummen abgefedert, was nicht nur die Staatshaushalte belastete, sondern auch die umlaufende Geldmenge enorm erhöhte. Kombiniert mit globalen Lieferengpässen, die zu deutlich höheren Produzenten- und Konsumentenpreisen führen, sowie den kräftig gestiegenen Energiekosten durch den russischen Angriffskrieg, stehen nahezu allen westlichen Staaten nun deutlich höhere Inflationsraten ins Haus. So ist etwa in den USA die Inflation im Mai auf 8,6 Prozent gesprungen – das höchste Niveau seit über 40 Jahren. Wie viele andere Notenbanken hat auch die US-Zentralbank FED den Inflationskurs unterschätzt und versucht nun, mit einer Reihe von Leitzinserhöhungen die Teuerungsraten wieder in den Griff zu bekommen. Fakt ist aber: Die Inflation wird nun nicht über Nacht wieder auf das gewünschte Fed-Niveau von rund 2 Prozent fallen. Die Inflation ist gekommen, um (vorerst) leider zu bleiben.

 

Die Märkte indes reagieren bereits seit Anfang des Jahres auf den Kurswechsel der Notenbanken, wobei vor allem Tech-Aktien aber auch andere risikoreiche Assets wie Bitcoin und Ethereum vergleichsweise kräftig Federn lassen mussten. Zwar haben Kryptos den ein oder anderen Crash bereits miterlebt, doch betreten digitale Assets jetzt Neuland: Noch nie waren Bitcoin & Co mit einem trockengelegten Geldmarkt, einer konstant hohen Inflation und einer gleichzeitig drohenden Rezession konfrontiert. Und: Neben makroökonomischen Hürden machen derzeit auch eigene Probleme dem Krypto-Sektor zu schaffen. Denn der Abverkauf sorgt für einen Domino-Effekt in der Branche.

 

Terra brachte Stein ins Rollen

Der Crash des Terra-Netzwerks war der Stein, der die Baisse im Krypto-Sektor ins Rollen gebracht hat. Anfang Mai büßte der Stablecoin UST der beliebten Terra-Blockchain aufgrund eines mutmaßlichen Angriffs auf das Netzwerk innerhalb weniger Tage massiv an Wert ein. Im Zuge dessen brach auch Terras Luna-Token um über 99 Prozent ein – beide Assets haben sich seitdem nicht mehr erholt. Der Kurseinbruch traf nicht nur Kleinanleger, sondern löste eine Kettenreaktion aus, die auch die Big Player der Branche in Mark und Bein traf. Celsius Network, eine der größten Lending-Plattformen für digitale Assets, geriet infolge des Luna-Crashs und des allgemeinen Krypto-Abverkaufs enorm unter Druck. Darüber hinaus nutze Celsius die Beacon Blockchain von Ethereum 2.0, um große Mengen von Ethereum zu staken. Das Problem hierbei ist, dass die gestakten Ethereum erst mit dem Merger von Ethereum 2.0 wieder verfügbar sind. Wann das erfolgt, ist aktuell noch unklar. Parallel stakte Celsius auch Ethereum über den Anbieter Lido, der ebenfalls die Beacon-Chain nutzte. Hier zahlte Lido dann für jeden ETH einen stETH aus, sogenanntes „liquid staking“, die Celisus dann wiederum bei Aave beliehen hat. Nutzer können seit Wochen nicht auf ihre hinterlegten Assets zugreifen, zahlreiche Positionen des Anbieters standen laut Beobachtern der Branche kurz davor, liquidiert zu werden.

 

Tatsächlich liquidiert wurde hingegen Three Arrows Capitals (3AC), eines der größten Venture Capital-Unternehmen der Branche, das zwischenzeitlich Assets im Wert von über 20 Milliarden US-Dollar verwaltete. Auch hier war Terra der Dominostein, der den Hedge-Fund ins Wanken brachte. Mittlerweile hat 3AC seine Positionen nahezu komplett abgewickelt, einer der größten Kapitalverwalter verabschiedet sich somit vom Krypto-Markt. Derzeit kann nur spekuliert werden, ob noch weitere Akteure 3AC folgen werden. Doch feststeht: Viele der größten Krypto-Investoren scheinen sich verzockt zu haben.

 

Blockchain kommt womöglich gestärkt aus der Krise

Bitcoin & Co müssen jetzt beweisen, dass sie auch äußerst herausfordernde Marktphasen – inklusive einer möglichen Rezession – durchstehen können. Sollte dies gelingen – und davon gehe ich aus –, würde spätestens dann feststehen, dass sich digitale Assets zu einer ernstzunehmenden Anlageklasse entwickelt haben. Und auch Kritikern, die seit Jahren nach jedem Crash den „Tod der Blockchain“ vorhersagen, dürften dann langsam aber sicher ihre Argumente ausgehen.

 

Gut möglich, dass digitale Assets sogar gestärkt aus dem Abschwung hervorgehen – und zwar aus mehreren Gründen: Zum einen schreitet der technologische Fortschritt und die Entwicklung von Innovationen auch in Krisenzeiten voran; so steht Ethereum beispielsweise eines der größten Updates in der Geschichte des beliebten Netzwerks ins Haus. Hinzu kommt, dass sich die Branche im Zuge der zunehmenden Regulierung weiter professionalisiert und damit einhergehend auch Schwankungen und Ausfallrisiken abnehmen könnten. Und: Der Bärenmarkt könnte auch zu einer Neubewertung des Sektors führen. Befinden sich Kryptos im Höhenflug, steigt in der ganzen Euphorie häufig auch die Marktkapitalisierung vieler Projekte, die aufgrund mangelnder Innovationen eigentlich nur wenig Chancen bei Investoren hätten. Jetzt ist die Situation anders: Anleger schauen nun ganz genau hin, welche Projekte lohnend sind, wo neue technologische Innovationen entstehen und wo sich ein Investment rechnen könnte.

 

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